Viele Unternehmen denken bei Barrierefreiheit zuerst an eine gesetzliche Vorgabe. Dabei steckt dahinter viel mehr als nur die Einhaltung von Richtlinien. Barrierefreiheit ist ein Zeichen von Haltung. Und ein echtes Qualitätsmerkmal, das Vertrauen schafft.
Seit dem 28. Juni 2025 verpflichtet das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) viele Anbieter, deren Produkte oder Dienstleistungen in den Geltungsbereich fallen, zu digitaler Barrierefreiheit. Unabhängig von der Pflicht lohnt der Blick auf die Chancen für Marke, Reichweite und Usability.
Warum Barrierefreiheit mehr Menschen betrifft, als viele denken
Viele stellen sich unter Barrierefreiheit nur die Unterstützung für eine kleine Gruppe vor. In Wirklichkeit geht es um Millionen von Menschen. Laut dem Statistischen Bundesamt lebten Ende 2023 rund 7,9 Millionen Menschen mit einer amtlich anerkannten Schwerbehinderung in Deutschland. Das entspricht etwa 9,3 % der Bevölkerung.
Und das ist nur die offizielle Zahl. Zählt man Menschen mit leichten oder temporären Einschränkungen hinzu, etwa altersbedingte Sehschwächen, Hörprobleme, motorische Einschränkungen oder Sprachbarrieren, betrifft das Thema noch wesentlich mehr Menschen. Laut WHO leben weltweit etwa 1,3 Milliarden Menschen mit einer signifikanten Behinderung, also rund 16 % der Weltbevölkerung. Barrierefreiheit wirkt also weit über eine vermeintliche Nische hinaus.
Barrierefreiheit als Teil eines modernen Markenbildes
Unternehmen, die Barrierefreiheit umsetzen, zeigen mehr als technisches Verständnis. Sie zeigen Haltung. Eine barrierefreie Website sendet die Botschaft: Hier ist jeder willkommen. Sie steht für Offenheit, Empathie und Professionalität. Eigenschaften, die das Vertrauen in eine Marke stärken.
Barrierefreiheit ist damit nicht nur ein Zeichen sozialer Verantwortung. Sie ist auch ein Kommunikationsvorteil. Wer zeigt, dass er an alle Nutzergruppen denkt, wird als fortschrittlich, verlässlich und menschlich wahrgenommen. Das schafft Sympathie und stärkt langfristig das Markenimage.
Kein Widerspruch zu gutem Design
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass barrierefreie Websites automatisch langweilig aussehen. Das Gegenteil ist der Fall. Gutes Design und Barrierefreiheit gehen Hand in Hand. Klare Strukturen, ausreichende Kontraste, große klickbare Flächen und gut lesbare Texte sind nicht nur für Menschen mit Einschränkungen hilfreich. Sie verbessern die Benutzererfahrung für alle.
Ein barrierefreies Design zwingt dazu, Inhalte klarer zu strukturieren, Sprache präziser zu formulieren und Interaktionen einfacher zu gestalten. Dadurch wird jede Website verständlicher, zugänglicher und oft sogar schöner.
Sichtbarkeit und Reichweite: Barrierefreiheit zahlt sich aus
Barrierefreiheit ist nicht nur ein Thema für soziale Verantwortung. Sie ist auch ein strategischer Vorteil. Viele Maßnahmen, die Barrieren abbauen, verbessern gleichzeitig die Suchmaschinenoptimierung (SEO).
Suchmaschinen bevorzugen klare Strukturen, sinnvolle Überschriften, Alt-Texte für Bilder und verständliche Inhalte. Genau die Punkte, die barrierefreie Websites ohnehin erfüllen. Das bedeutet: Barrierefreiheit sorgt nicht nur für mehr Zugänglichkeit. Sie sorgt auch für mehr Sichtbarkeit.
Zudem erhöht sich die Reichweite, wenn mehr Menschen die Website problemlos nutzen können. Unabhängig von Einschränkungen oder Gerätetyp. Eine inklusive Website ist damit automatisch eine nutzerfreundlichere Website.
Messbar machen statt Bauchgefühl
Bevor Barrierefreiheit umgesetzt wird, lohnt es sich, konkrete Ziele zu definieren. So lässt sich der Erfolg objektiv messen. Diese könnten zum Beispiel sein:
- Conversionrate auf Kontakt- oder Checkout-Seiten um 10–20 % erhöhen.
- Abbruchrate bei Formularen um 15 % senken.
- Time-to-Task (Zeit bis zur Zielerreichung) um 20 % reduzieren.
Diese Kennzahlen lassen sich einfach vorher und nachher messen. So wird sichtbar, dass Barrierefreiheit nicht nur „nett“ ist, sondern wirkt.
30-Tage Quick Wins
Manchmal braucht es keine großen Projekte, um sichtbare Fortschritte zu erzielen. Schon kleine, gezielte Schritte können viel bewirken. Diese Quick Wins zeigen, wie du innerhalb eines Monats spürbare Verbesserungen erreichst.
- Top-20 Seiten identifizieren.
- Überschriftenhierarchie und Linktexte korrigieren.
- Alt-Texte für alle Bilder auf diesen Seiten ergänzen.
- Kontraste auf WCAG-AA-Niveau bringen.
- Tastatur-Bedienbarkeit testen.
- Top-10 PDFs barrierefrei neu exportieren.
- Editor-Checkliste im CMS hinterlegen.
- Mini-Usability-Test mit drei Personen inklusive Screenreader durchführen.
Diese Schritte liefern schnelle Verbesserungen, die sofort messbare Ergebnisse zeigen.
Warum sich Barrierefreiheit auch ohne Pflicht lohnt
Selbst wenn dein Unternehmen nicht direkt unter die gesetzlichen Vorgaben fällt, lohnt sich Barrierefreiheit mehrfach.
- Mehr Vertrauen: Eine inklusive Website zeigt, dass du Verantwortung übernimmst und an alle Nutzer denkst.
- Mehr Reichweite: Je mehr Menschen deine Inhalte problemlos nutzen können, desto größer deine Zielgruppe.
- Bessere Nutzererfahrung: Barrierefreiheit bedeutet auch klare Navigation, verständliche Texte und konsistentes Design.
- Wettbewerbsvorteil: Du positionierst dich als modernes, zugängliches Unternehmen. Ein Signal, das Kund:innen und Bewerber:innen überzeugt.
Fazit: Barrierefreiheit ist kein Aufwand, sondern eine Investition
Barrierefreiheit ist mehr als eine technische Aufgabe. Sie ist ein Ausdruck von Wertschätzung gegenüber allen Nutzer:innen. Wer frühzeitig handelt, zeigt Weitsicht, schafft Vertrauen und verbessert gleichzeitig die Usability und Sichtbarkeit der eigenen Website.
Ob gesetzlich verpflichtet oder freiwillig. Jede Maßnahme für mehr Barrierefreiheit macht deine Marke stärker, moderner und menschlicher.
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Weiterführender Artikel
Wenn du dich tiefer mit der praktischen Umsetzung beschäftigen möchtest, empfehlen wir unseren Beitrag „Barrierefreie Website in 5 Schritten“. Dort erfährst du Schritt für Schritt, wie wir Barrierefreiheit gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden umsetzen. Vom Accessibility Audit, über die Optimierung der Navigation und Inhalte, die Anpassung von Texten und Bildbeschreibungen, bis hin zur Erstellung einer Barrierefreiheitserklärung und der langfristigen Betreuung. So machen wir Websites nicht nur barrierefrei, sondern auch zukunftssicher.