Wer das erste Mal in Google Analytics oder Matomo reinschaut, bekommt oft das Gefühl, in einem Cockpit zu sitzen. Überall Zahlen, Kurven und Prozentangaben. Keiner sagt dir, was wirklich wichtig ist.
Viele Websitebetreiber:innen schließen das Fenster wieder, bevor sie überhaupt herausgefunden haben, was all das bedeutet. Dabei steckt genau dort das, was eine gute Website von einer erfolgreichen Website unterscheidet.
In diesem Artikel zeigen wir, wie man Web-Analytics versteht, ohne sich in Fachbegriffen zu verlieren. Und vor allem: wie du die Zahlen so liest, dass daraus bessere Entscheidungen entstehen.
Warum Website-Analytics oft missverstanden werden
Analytics wird häufig als Kontrollinstrument gesehen. „Wie viele Besucher:innen hatten wir diesen Monat?“ ist eine der Standardfragen in jedem Reporting.
Doch die reine Zahl sagt wenig aus. Was bringen 10.000 Besucher:innen, wenn niemand eine Anfrage stellt oder sich länger als ein paar Sekunden auf der Seite aufhält?
Viele Unternehmen verlieren sich in Messwerten, die wenig mit ihren eigentlichen Zielen zu tun haben. Sie schauen auf Klicks, statt auf Ergebnisse. Das ist verständlich, denn schließlich liefert Analytics unzählige Kennzahlen. Nur nicht jede ist entscheidend.
Eine gute Analyse ist wie ein Gespräch mit deiner Website. Du willst wissen, was funktioniert, wo Nutzer:innen aussteigen und wo du sie besser abholen kannst.
Die fünf Kennzahlen, die wirklich zählen
Wenn man ehrlich ist, braucht man gar nicht 50 verschiedene Metriken. Fünf gut verstandene Kennzahlen reichen, um die Performance deiner Website sinnvoll einzuschätzen und gezielt zu verbessern.
1. Nutzer:innen und Sitzungen – wie viele Menschen du wirklich erreichst
Diese Zahl zeigt, wie viele Personen deine Website besucht haben und wie oft sie das getan haben. Interessant wird’s, wenn du sie im Zeitverlauf betrachtest: Steigen die Zahlen nach einer Kampagne? Oder sinken sie, wenn du lange nichts Neues veröffentlicht hast?
Tipp: Vergleiche nicht Wochenenden mit Wochentagen. Viele Branchen haben typische Besuchsmuster. Der Freitag kann bei Dienstleistern top sein, bei B2B-Kund:innen aber mau.
Außerdem ist nicht die eine große Zahl entscheidend, wie etwa „50.000 Besuche im Jahr“. Solche Werte sagen wenig aus, wenn man sie nicht in einen zeitlichen Zusammenhang setzt. Wichtiger ist, wie sich diese Zahlen über Wochen oder Monate entwickeln. Trends zeigen, ob deine Maßnahmen wirken und ob dein Onlineauftritt langfristig wächst.
2. Absprungrate vs. Engagement Rate – was wirklich zählt
Früher galt: Je niedriger die Absprungrate, desto besser. Heute schaut man lieber auf die Engagement Rate. Sie zeigt, wie viele Nutzer:innen aktiv mit deiner Website interagieren. Also wer scrollt, klickt, ein Video abspielt oder mehrere Seiten liest. Das sind die Besucher:innen, die sich wirklich interessieren.
Die Engagement Rate ist deshalb die aussagekräftigere Kennzahl. Sie verrät, ob deine Inhalte fesseln, nicht nur, ob jemand zufällig kurz vorbeigeschaut hat. Wenn der Wert niedrig ist, kann das an unklaren Texten, falschen Erwartungen oder schlicht an einem schwachen ersten Eindruck liegen. Manchmal ist aber auch Technik die Ursache. Lädt deine Seite auf dem Handy zu langsam, ist der Nutzer schneller wieder weg, als du „Conversion“ sagen kannst.
3. Verweildauer – interessiert sich jemand wirklich für deine Inhalte?
Die durchschnittliche Sitzungsdauer verrät, wie intensiv sich die Besucher:innen mit deinen Inhalten beschäftigen. Aber Achtung: Eine hohe Verweildauer ist nur dann gut, wenn sie mit echten Interaktionen einhergeht.
Ein Beispiel: Die Sitzungsdauer ist um 30 % gestiegen. Klingt gut. Aber wenn du auf der Seite ein langes Formular eingebaut hast, verbringen Besucher:innen automatisch mehr Zeit damit, Felder auszufüllen. Nicht, weil der Inhalt spannender ist, sondern weil die Aufgabe länger dauert. Solche Effekte können schnell den Eindruck von „mehr Interesse“ erzeugen, obwohl sich das Verhalten gar nicht verändert hat.
Kombiniere diese Kennzahl deshalb immer mit der Seitenstruktur. So erkennst du, wo Nutzer:innen hängen bleiben, im positiven oder negativen Sinn.
4. Conversion Rate – das Herzstück deiner Website
Die Conversion Rate zeigt, wie gut deine Website ihre Ziele erfüllt. Das kann ein ausgefülltes Kontaktformular sein, ein Newsletter-Abo oder ein Kauf im Onlineshop.
Wenn du weißt, wie viele Nutzer:innen konvertieren, kannst du Optimierungen gezielt prüfen. Kleine Änderungen, wie eine klarere Überschrift oder ein kürzeres Formular, können oft große Wirkung haben.
Und falls du mehrere Traffic-Quellen hast, vergleiche sie. Über welchen Kanal kommen die qualitativ besten Besuche? Nicht die meisten, sondern die besten.
5. Traffic-Quellen – woher deine Besucher wirklich kommen
Analytics unterscheidet zwischen organischem Traffic (z. B. über Google), Direktzugriffen, Verweisen von anderen Websites, Social Media, bezahlten Kampagnen oder KI. Hier liegt oft das größte Potenzial, Geld effizienter einzusetzen.
Wenn du merkst, dass Social Media zwar viele Klicks bringt, aber kaum Anfragen, lohnt sich vielleicht ein stärkerer Fokus auf SEO oder gezielte Google Ads. Oder du entdeckst, dass ein einzelner Blogartikel seit Monaten konstant Besucher über Suchmaschinen bringt. Das ist ein klarer Hinweis, wo du inhaltlich weiter ansetzen kannst.
Wie du Zahlen richtig liest und falsche Schlüsse vermeidest
Daten allein sind nur Rohmaterial. Erst durch Interpretation werden sie wertvoll. Viele Entscheidungen scheitern, weil Zahlen isoliert betrachtet werden, ohne Kontext oder Zielbezug.
Der wichtigste Tipp: Trends schlagen Momentaufnahmen. Beobachte Veränderungen über Wochen oder Monate. Nur so erkennst du, ob Maßnahmen wirklich wirken.
Und noch wichtiger: Jede Zahl sollte eine Frage beantworten. Nicht „Wie viele Besucher habe ich?“, sondern „Wie viele Besucher:innen werden zu Kund:innen?“. Nicht „Wie oft wird der Blog gelesen?“, sondern „Welche Themen bringen Anfragen?“.
So entsteht ein klares Bild, kein Datenrauschen.
Von der Zahl zur Entscheidung: Analytics im Alltag nutzen
Analytics ist ein Werkzeug für bessere Entscheidungen im Alltag, nicht nur im Jahresmeeting.
Ein einfaches System hilft, regelmäßig den Überblick zu behalten:
- Was hat sich verändert? (z. B. mehr Besuche aus Social Media)
- Warum ist das passiert? (neuer Beitrag, verlinkt von einem Partner)
- Was machen wir jetzt daraus? (Thema vertiefen, Kampagne planen, Landingpage optimieren)
Diese Routine braucht keine komplizierten Dashboards. Oft reichen drei bis fünf Minuten pro Woche, um Entwicklungen zu erkennen, bevor sie zu Problemen oder Chancen werden.
Wer das verinnerlicht, erkennt schnell Muster und trifft Entscheidungen nicht aus dem Bauch heraus, sondern auf Basis echter Erkenntnisse.
Fazit: Zahlen lesen heißt, Nutzer verstehen
Am Ende geht es bei Analytics nicht um Zahlen, sondern um Menschen. Jede Kurve, jede Zahl erzählt eine Geschichte über Verhalten, Interesse und Motivation.
Wenn du lernst, diese Geschichten zu lesen, triffst du bessere Entscheidungen und machst deine Website Stück für Stück erfolgreicher.
Analytics ist kein Fachgebiet für Nerds, sondern ein Werkzeug für Unternehmerinnen und Unternehmer, die verstehen wollen, was wirkt.
Wenn du Unterstützung brauchst, um deine Website-Zahlen in klare Handlungsempfehlungen zu übersetzen, helfen wir dir gern. Wir zeigen dir, wie du dein Analytics-Dashboard so aufbaust, dass du auf einen Blick siehst, was zählt und was du getrost ignorieren kannst.
Sprich uns an – wir übersetzen Zahlen in klare Strategien.